Anforderungen an (Lauf)Sandalen

Sandalen als Fußbekleidung gibt es viele. Nicht alle davon erfüllen die Kriterien von Minimalschuhen. (Müssen fest am Fuß sitzen, Sohle muß biegsam sein, Fuß muß Platz haben)

Aber auch die Barfuß-Sandalen sind nicht alle für jeden Zweck geeignet.

 

Zum Gehen sind sie alle gut. Dafür braucht es nicht viel:

Eine Sohle, die meistens aus 2 Teilen besteht: Dem unteren Teil, der robust sein muß und dem oberen Teil, der für den Fuß angenehm sein muß.

Der untere Teil ist meistens aus Gummi, sehr oft von Vibram, die dünne, durchstichfeste Gummisohlen herstellen.

Der obere Teil ist oft aus Leder und für Veganer aus Kunstleder oder Plastik. Ich habe beides probiert – mir gefällt das Kunstleder bzw. der Kunststoff besser als Leder, das aus meiner Erfahrung leichter verschmutzt und schwerer zu reinigen ist.

Dazu eine Schnürung – im einfachsten Fall eine Schnur, die zwischen der großen und “Zeigezehe” durch geht und links und rechts vom Knöchel wieder durch die Sohle geführt wird.

Eine sehr gute Sandale dieser Bauart findet man bei “Die Geniale Sandale

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Für alle, die selber basten wollen: Ich habe heute aus der Facebook-Community eine interessante Seite bekommen: Extremtextil.de (Danke Tom von K !)

 

Ich habe mir vor 2 Jahren meine ersten Sandalen zum Laufen gekauft – direkt in Seattle, die Lunas – http://www.wozulaufschuhe.at/luna-sandals-erste-erfahrungen/ und bin seit dem hauptsächlich in Sandalen unterwegs. Sowohl beim Laufen (für meine deutschen Leser: Joggen, Rennen Zwinkerndes Smiley ) als auch beim Wandern. Und ich habe seitdem einige Sandalen ausprobiert und vor allem eins gelernt:

Die perfekte Sandale gibt es nicht

Es gibt für jeden Menschen für jede Einsatzart eine optimale Sandale…

 

Aber es gibt ein paar Dinge, auf die Du achten kannst:

 

Sohlenstärke

Für mich hat sich hier herausgestellt:

Beim Gehen und Wandern so dünn wie möglich. Hier sind meine Chalas Evo Light oder auch die Shamma Warriors mit brutto 6 mm (Sohle + Profil) für mich optimal.

Ein sehr gutes Bodenfeedback, das mich den Untergrund gut spüren läßt, dünn genug, um beim Wandern den Fuß “um die Steine”“ schmiegen” zu lassen, aber dick genug, das spitze Steine nicht schmerzen.

Auch das Profil beider Sohlen ist zum Wandern sehr gut, haftet auf Steinen und auch bei Nässe.

Beim Laufen muss ich ein wenig differenzieren:

Laufen auf Asphalt und normalen Wanderwegen ist mit diesen Sohlen für mich kein Problem.

Hier bitte beachten: Ich laufe seit Jahren nur noch in Minimalschuhen und trage auch im normalen Leben nichts anderes. Und ich kann es in meinem Blog nicht oft genug schreiben: Bitte sehr langsam den Fuß auf den Umstieg von Sofaschuhen auf Barfußschuhen vorbereiten ! Wer bisher in Sofaschuhen läuft, kann nicht sofort in Sandalen laufen….

Laufen auf “schweren” Trails und Bergab geht für mich in diesen Sohlen nicht bzw. nur sehr schwer.

Besonders bei Mozart 100 heuer habe ich schmerzlich festgestellt, das ein Bergab Laufen auf sehr steinigen und wurzeligen Trails und auf Forststraßen mit größeren Steinen nicht entspannt geht.

Was bei Ultras ein großes Problem darstellt, aus unterschiedlichen Gründen: Bergab laufen ist – bei richtiger Technik – entspannend und spart Kräfte. Ausserdem holt man auf den Bergab-Strecken wieder viel Zeit auf (ich bin tlw. beim Mozart bergab einen Pace von 5:15 – 5:30 gelaufen, ohne fühlbare Anstrengung). Lassen die Sohlen das Laufen nicht zu, wird das Gehen richtig anstrengend und langsam.

Aus diesem Grund werde ich mir jetzt die Lunas OSO 2.0 zulegen. 17,5 mm Sohlenstärke (inkl. Profil) und mal sehen, ob es mit denen funktioniert.

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Alle Sandalen formen sich nach einiger Zeit um den Fuß – je dicker die Sohle, umso deutlicher. Dh. mit der Zeit hast Du dann dein eigenes, persönliches Fußbett.

Innensohle

Die Innensohle ist bei allen Sandalen, die ich getestet habe, völlig problemlos. Ich habe mir von der Genialen Sandale extra 2 Paar machen lassen – eine mit Kunstleder und eine mit Naturleder als Innensohle. Beim Laufen kein Unterschied. Das Naturleder ist nur schwerer zu reinigen.

Auch die Griffigkeit war bei allen getesteten Sandalen die selbe. Nässe macht ihnen nichts aus, sobald Schmutz und Gatsch zwischen Fuß und Sohle kommt, ist es vorbei mit dem Halt und kann beim Wandern richtig gefährlich werden. Das betrifft aber jede Marke, die bis jetzt an meinen Füßen war….

 

Schnürung

Das ist für mich mittlerweile der Hauptunterschied zwischen den Sandalen.

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Die dünnen Schnüre der Genialen Sandale sind mir zu dünn – vor allem beim Laufen. Auch sind sie mir “zu flexibel”, dh die Schnürung ist bei jedem Lauf eine Spur anders und – zumindest bei mir – nie perfekt.

Und sie lockert sich auch bei mir, dh ich muss beim Laufen hin und wieder “nachziehen”

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Die Schnürung der Lunas liegt definitiv besser am Fuß an. Es braucht zu Beginn ein wenig Bastelarbeit, bis die Sandale perfekt sitzt, dann verändert sich aber nichts mehr.

Allerdings hat sich gezeigt, das die feste Schnürung den Nachteil hat, das ich beim Laufen TechStraps brauche – das sind die beiden blauen Bänder, die verhindern, das das Sohlenband von der Ferse rutscht.

Die Chalas Evo haben hinten ein elastisches Band eingearbeitet. Das ist einer der Hauptgründe, warum ich diese Sandale so liebe. Einerseits macht es das Anziehen wesentlich einfacher, andererseits sitzt die Sandale bombenfest am Fuß ohne das TechStraps notwendig sind.

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Die Schnürung der Shamma Sandalen haben 2 wesentliche Unterschiede zu  den anderen Sandalen: Ein festes V an der Innenseite und einen Klettverschluß zum Schließen.

Beim Wandern optimal, beim Laufen habe ich keinen echten Unterschied gefunden…

 

Ein Punkt hat sich noch gezeigt bei der Schnürung:

Es macht einen massiven Unterschied, wie lange man unterwegs ist. Die 60 km am Mozart 100 und das schwere Gelände haben meinen Füßen mehr zugesetzt als gedacht. Dh hier werde ich testen, ob Zehensocken nicht  Sinn machen bei so langen Läufen…

 

Zehenband

Eine der ersten Fragen von Mitläufern (nach der, ob man in den Sandalen überhaupt laufen kann) ist, ob das Band zwischen den Zehen nicht weh tut.

Ja – die ersten 1-2 Stunden in der Sandale. Also beim ersten Tragen, nicht jedes Mal …

Ab der Zeit spüre ich das Band nur dann, wenn ich eine richtig schlampige Lauftechnik habe – vor allem Bergab. Für mich immer die dezente Aufforderung, etwas mehr auf die Technik zu achten, die ich dann dankbar annehme. Bei optimaler Lauftechnik übt der Fuß keinerlei Kräfte auf den Boden aus – weder vor- und zurück noch seitwärts. Und damit sind die Sandalen auch ein gutes Lauftechnik-Trainingsgerät.

Spüren tue ich das Band aber auch, wenn die Innensohlen verschmutzt sind und ich bergab gehe. Das sind die Situationen, die leider immer wieder vorkommen und bei denen ich die Sandalen dann verfluche….

 

Sicherheit mit Sandalen

Ein Thema, auf das ich immer wieder angesprochen werde:

Wie kannst Du mit FlipFlops in die Berge gehen ? Tust Du dir da im Wald nicht weh mit den Wurzeln ? Stößt Du dich da nicht an den Steinen an ?

Von der Trittsicherheit bin ich mittlerweile überzeugt, das die Sandalen gegenüber festen Bergschuhen sicherer sind. Der Fuß spürt das Gelände mehr, hat mehr Grip, weil er sich an Kanten “anschmiegen” kann und du gehst automatisch bewußter.

Wo die Sandale sicher Nachteile hat, ist der Schutz des Fußes gegen herabrollende Steine, spitze Äste usw. Anstoßen passiert mir sehr selten, auf Trails passiert es aber schon manchmal, das ich kleine Wunden an den Zehen von Ästen habe.

Und aufpassen muß man auf schwierigen, gefährlichen Trails am Berg, wenn die Müdigkeit einsetzt und die Konzentration nachläßt. Ich merke das daran, das ich leichter mit der Sohle wo hängen bleibe und leicht stolpere….

Aus diesen Gründen habe ich, wenn ich am Berg oder langen Trails unterwegs bin, mittlerweile neben dem obligaten Erste Hilfe Paket auch immer ein Paar FiveFinger als Notfallschuhe im Rucksack.

(Auch aus der – bislang völlig unbegründeten – Angst, es könnte die Schnürung reißen und dann stehe ich bloßfüßig am Berg und im Wald…)

Und die haben sich bewährt – sowohl bei manchen Läufen (zuletzt beim Mozart 100, wo ich vor dem Schafberg gewechselt habe) aber auch bei meiner letzten Wanderung in Slowenien – wir waren am Vogel auf 1700  HM unterwegs. Dort habe ich gemerkt, das meine Konzentration nachläßt und ich mich in den Sandalen unsicher fühle und war recht froh, die Möglichkeit zum Wechseln zu haben.

 

Fazit

Sandalen sind sicher keine “Susi Sorglos” Schuhe. Sie geben gutes Bodenfeedback und viel Freiheit für den Fuß, was gleichzeitig bedeutet, das das Laufen mehr Konzentration bedeutet.

Zur Frage Selbermachen oder Kaufen kann ich nur sagen: Wer handwerklich begabt ist und Spaß am Basteln hat, kann sich seine Sandalen sicher selber machen. Besonders, wenn es nur ums Spazieren Gehen geht.

Je höher die Anforderungen an die Sandale sind, umso eher würde ich fertige Sandalen empfehlen.

2 Kommentare zu „Anforderungen an (Lauf)Sandalen

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