Langzeiterfahrungen und Vergleich

In meinen 2 Jahren Fivefingers laufen habe ich in Summe 4 Paar Vibrams intensiv verwendet:

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Auf “09:00 Uhr” meine ersten Schuhe: Die KSO

Auf “12:00 Uhr” meine Lieblingsvibrams, die leider aufgelassenen Speed

Auf “03:00 Uhr” meine derzeitigen Favoriten, die Komodo Sport LS

und auf “06:00 Uhr” die leichten Seeya LS

(in der Reihenfolge des Kaufes)

Alle 4 Schuhe haben ihre eigene Charakteristik und Unterschiede.

Der KSO ist ein sehr angenehmer, gut sitzender Schuh – allerdings mit relativ glatter Sohle:

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Diese Sohle ist auf glatten und rutschigen Oberflächen beim Laufen eher unangenehm und der Klettverschluss lockert sich bei mir nach ca. 15 km mit schnellem Tempo, diese zwei Gründe haben mich dazu bewogen, auf den Speed umzusteigen.

Zum Wandern und Spazierengehen hat der KSO jedoch eindeutig Vorteile, weil durch den Klettverschluss der Schuh am Knöchel relativ dicht abschließt und dadurch kein Schmutz eindringt (KSO = Keep Stuff Out)

Qualitativ sehr hochwertig, nach 157 Tagen intensiven Lauftrainings sieht man am Stoff und der Sohle keine Abnützungserscheinungen. Auch die heikle Stelle zwischen der Großen und der “Zeige”zehe ist voll intakt.  Die Sohle wirkt im ersten Moment recht dick und mit wenig Feedback, ist aber erstaunlich direkt bei Bodenkontakt.

Hauptgrund für den Speed war der Umstieg auf geschnürte Schuhe. Durch die Schnürung sitzen die Schuhe locker am Fuß, aber trotzdem so fest, das nie das Gefühl des Rutschens aufkommt. (wie bei den KSO). Ein wirklich angenehmes Gefühl beim Laufen, man spürt am Fuß den Schuh fast gar nicht. Bedeutet auf der anderen Seite aber, dass beim Laufen im Gelände sehr leicht kleine Äste bzw. Steinchen in den Schuh kommen.

Die Sohle ist etwas strukturierter als beim KSO:

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Diesem Schuh merkt man die 296 Tage intensiver Benutzung mehr an als dem KSO – allerdings bin ich deutlich höhere Kilometerleistungen damit gelaufen. Interessant ist auch, dass hier an der Ferse deutliche Abnutzungserscheinungen zu sehen sind – zeigt, dass ein Schuhwechsel alleine nicht zwingend eine Änderung des Laufstils verursacht – sprich ich bin trotz fehlender Dämpfung weiterhin auf der Ferse gelandet:

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Der “Stoff” des Schuhs ist wesentlich leichter und dünner als beim KSO – sehr nett beim Laufen, weniger nett in der Haltbarkeit. Hier sieht man die Schwachstelle der meisten Vibrams deutlich, der dünne Stoff an der Innenseite der großen Zehe:

 

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Am Innenfutter (im rechten Bild) sieht man auch den Nachteil des lockeren, bequemen Sitzes: Der Fuß bewegt sich wesentlich intensiver im Schuh, damit wetzt das Innenfutter auf – bei mir vor allem an der großen Zehe, der Hauptgrund für den Schuh-Neukauf. Hier wären Einlagen ganz nett…

Ein Fehlkauf war der Lontra – beschrieben als der ideale Winter-Fivefinger:

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Von der Beschreibung und den Erfahrungsberichten im Internet ein optimaler Winterschuh – wasserdicht, kälteisolierend und gute, griffige Sohle. Diese war für mich allerdings das Problem – die Sohle ist relativ steif und dick – das war nach dem Anprobieren definitiv zu wenig Bodenkontakt und Feedback.

Daher wurde es der Komodo Sport LS  (oder auch KMD Sport LS)

Etwas festeres Obermaterial als der Speed (oder der Seeya), ein Schnürbandsystem statt “Schuhbänder”, ein etwas festerer Sitz am Fuß, aber ohne einzuengen. Und eine gut strukturierte Sohle:

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Diesen Schuh laufe ich seit 290 Tagen (mit einiger Unterbrechung durch den Seeya) und ich habe ihn echt zu schätzen gelernt. Er sitzt gut, schützt gut, die Sohle hat guten Bodenkontakt und Feedback.

Qualitativ merkt man das festere Material, rundherum hat der Schuh keinerlei Abnützungserscheinungen, einzig am Fußballen ist die Sohle etwas abgelaufen, aber weit davon entfernt, durchlässig zu werden (ich denke, da gehen noch mal so viele Kilometer rauf). Die Schwachstelle zwischen den Zehen ist zwar vorhanden, aber beim Laufen nicht spürbar. (Das Bild schaut schlimmer aus als es ist)

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Aus Neugierde und aus dem Wunsch heraus, einen noch leichteren Sommerschuh zu haben, habe ich mir dann den Seeya LS gekauft. Bewusst in etwas poppigeren Farben. Anfangs war ich echt begeistert. Ein wirkliches Leichtgewicht, den man am Fuß nur ganz wenig spürt, eine sehr bewegliche Sohle mit viel Feedback und Flexibilität:

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Allerdings auch mit einigen Nachteilen, die ich rasch gemerkt habe: So leicht der Schuh ist, der Fersenabschluß ist oben relativ steif und hat mir beim ersten Lauf ein richtiges Cut in die Achillesferse geschnitten. (Siehe auch https://wozulaufschuhe.wordpress.com/2013/04/29/testbericht-seeya-ls/ ) Außerdem färbt der knallgelbe Stoff am Fuß etwas ab.

Die Leichtigkeit hat allerdings auch Nachteile – der Stoff reißt leicht ein:

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Stört beim Laufen nicht, man merkt es nicht, allerdings bezweifle ich, dass dieser Schuh mehr als eine Saison halten würde. Die Sohle zeigt jedoch keine Abnützungserscheinungen.

Grundsätzlich muss ich noch anmerken, dass die Abnützung nicht nur durchs Laufen kommt, sondern auch durch das häufige Waschen – besonders im Winter wandern die Laufschuhe nach jedem Lauf gemeinsam mit der Laufkleidung in die Waschmaschine….

Worauf solltest Du jetzt beim Vibram-Kauf achten, wenn Du einen Laufschuh suchst, sprich, wodurch unterscheiden sich die Vibrams ?

  1. Die Schnürung, Befestigung am Fuß
    Hier gibt’s Klettverschlüsse, Schuhbänder und Schnürsysteme (und ganz ohne). Ich persönlich bevorzuge für das Laufen Bänder oder Schnürsysteme, die halten den Schuh locker am Fuß, ohne das man in Gefahr gerät, den Schuh zu verlieren.
  2. Die Sohle
    Hier scheint es eine ganze Reihe an unterschiedlichen Sohlen zu geben. Ich bevorzuge Sohlen mit viel Bewegungsmöglichkeit und viel Struktur – schön erkennbar am Seeya, hier sieht man das was am Boden aufkommt und was den Rest zusammenhält ganz gut.
  3. Das Obermaterial
    Leichtes, dünnes Material wie beim Speed oder Seeya fühlt sich super am Fuß an, nutzt sich jedoch wesentlich rascher ab. Vom Feuchtigkeitstransport habe ich übrigens bei keinem Schuh einen wesentlichen Unterschied gespürt – alle sind sofort naß, wenn man durch Lacken/Bäche oder Ähnliches läuft, alle sind aber sehr schnell wieder trocken.

Preislich kommen die Vibram´s – zumindest bei mir – teurer – aus einem einfachen Grund: Ich bin zu neugierig, wie sich andere Vibrams anfühlen, ich würde mir am liebsten alle 6 Monate ein neues Paar kaufen…  Davon abgesehen würde man – wie bei Laufschuhen – wahrscheinlich mit einem Paar pro Jahr auskommen, wenn man nicht für den Marathon trainiert und damit weniger als 30 – 50 Km Laufleistung in der Woche hat, sicher auch länger. Der Vorteil ist hier sicher auch, dass man die Vibrams so lange laufen kann, bis sie vom Fuß fallen – weil hier ja keine Dämpfung nachlassen kann wie bei den herkömmlichen Laufschuhen.

 

 

 

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