Fivefinger oder Luna Sandals – Kampf der Minimalschuhe ?

Fivefinger oder Luna Sandals – Kampf der Minimalschuhe ?

Als Minimalschuhträger gibt es nicht wirklich viel Auswahl im Leben: FiveFingers, Vivobarefoot (und Konsorten) oder Luna Sandals. Mittlerweile habe ich alle 3 sehr lange getestet – die Vivobarefoot lasse ich hier Außen vor – das sind meine Alltagsschuhe.

Aber der Kampf FiveFingers vs. Lunas ist ein Interessanter…

Ich kenne wenige FiveFinger-Träger, die auch Lunas tragen, aber einige Luna-Träger, denen die FiveFingers nicht gefallen.

Grundsätzlich

Beides sehr gutes Schuhwerk, beide haben ihre Stärken und ihre Schwächen.

Verglichen habe ich meine FiveFinger Spyridon und meine  Luna Leadville Pacer

 

Die Sohle

Beides sind Vibram Sohlen, d.h. durchstichsfest

Die Sohle vom Spyridon ist 4mm dick, die 3 mm Innensohle habe ich aus dem Schuh entfernt

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Der Leadville hat eine 9 mm dicke Sohle

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Beide Sohlen sind im Gelände extrem griffig, das Bodenfeedback ist beim Spyridon naturgemäß intensiver als beim Leadville.

Zum Thema Griffig:

Sowohl steile Schotterwege, glatte Steine, Gatschwege, regelrechte Felsen sind für beide Schuhe kein Problem

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(die Steilheit kommt hier nicht ganz deutlich am Bild raus – bergauf war hier fast Handeinsatz notwendig…)

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Glatter Felsen, nahezu senkrecht

 

Tragekomfort

Das ist ein sehr persönliches Thema – objektiv nicht zu behandeln.

Beide Schuhe brauchen Eingewöhnungszeit – hier meine ich ausnahmsweise mal nicht, das man mit Minimalschuhen langsam beginnen muss.

Bis das “Zehensortieren” funktioniert und sich die FF leicht anziehen lassen, vergehen schon ein paar Wochen. Einige Nutzer klagen auch darüber, das der Stoff zwischen den Zehen stört.

Die ersten 1-2 Tage in Lunas sind dagegen fast schmerzhaft – der Riemen zwischen der großen Zehe und der “Zeigezehe” muss sich erst an den Fuß anpassen und das ist nicht wirklich angenehm.

Nach über 400 km mit den Spyridon und mind. 20 –30 Tage Tragezeit der Lunas tragen sich beide Schuhe sehr angenehm.

Wie angenehm die Lunas aber wirklich sind, merkt man, wenn man nach einigen Tagen “Luna Only” wieder in “normale” Schuhe steigt.

In meinem Fall waren es 4 Tage in Kreta, wo ich entweder Lunas oder nichts am Fuß hatte (die ersten 3 Tage waren es beim Wandern auch die Sypridons)

Zum Fliegen habe ich meine (eigentlich eh schon “ausgelatschten und weit geschnittenen) VivoBarefoot angezogen und habe mich eingeengt gefühlt.

 

Optik

Was soll ich sagen ? Nehme ich meine Frau als Maßstab, gewinnen mittlerweile die FiveFingers gegen die Lunas (natürlich als das geringere Übel)

Sandalen bei Männer sind halt doch eher ungewöhnlich (außer bei den Deutschen mit weißen Socken Zwinkerndes Smiley )

Beim Laufen habe ich festgestellt, das die Lunas und FiveFinger gleichermaßen Aufsehen erregen.

Die Lunas merkt man übrigens auch nach dem Tragen – die Füße bekommen eine richtig nette Zeichnung

Im Business würde ich beide nicht tragen….

 

Kommen wir nun zu den “Anwendungsgebieten”

 

Sightseeing

Beim klassischen Sightseeing gewinnen eindeutig die Lunas.

Nicht unbedingt wegen der Bequemlichkeit – hier würde ich auch nicht die Spyridon, sondern die KSO Evo nutzen.

ABER:

Nach 2-3 Tagen Städte ansehen und den ganzen Tag in FiveFingers barfuß herumlaufen fangen diese Schuhe schlicht an zu stinken.

Das passiert bei Lunas definitiv nicht (oder viel später – mir ist es noch nicht aufgefallen….)

 

Wandern

Hier sind grundsätzlich beide Schuhe gleich gut. Beide haben einen guten Sitz am Fuß, beide eine extrem gute Sohle.

Allerdings gewinnt hier der Spyridon. Aus folgenden Gründen:

  • etwas mehr Schutz für den Fuß
    Ich rede hier von Stacheln und rollenden Steinen – beim Luna ist der Fuß doch völlig nackt, beim Spyridon ist hier zumindest eine Spur von Schutz
  • Zeheneinsatz
    beim Bergaufgehen im steinigen, steilen Gelände kommen bei mir die Zehen sehr viel zum Einsatz – sie krallen sich richtig um die Steine und geben guten Halt
    Das fehlt mir beim Luna
  • Bergabgehen
    beim steilen Bergabgehen ist der Druck auf den Zehenriemen manchmal sehr schmerzhaft

und nun das Schlimmste bei den Lunas:

nasse, schmierige Sohlen

hier wäre fast zum ersten Mal das Erste Hilfe Paket im Trail-Laufrucksack zum Einsatz gekommen.

Wir waren (wieder mal) in einer Schlucht in Kreta wandern (Details folgen), in dieser war tlw. noch der Bach am Weg

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Hier hat sich auf der Sohle innen eine schmierige Schicht gebildet, auf der der Fuß beim Gehen leicht gerutscht ist.

Bei einem steilen Kletterstück habe ich es dann geschafft, fast mit dem kompletten Fuß von der Sohle zu rutschen und meine große Zehe mit einem ziemlichen Karacho auf den Stein gerieben.

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(Foto nachgestellt)

Diese schmierige Schicht ist echt gefährlich !

Beim nächsten tieferen Bachstück habe ich die Schuhe und Füße dann gewaschen, was das Problem wesentlich gebessert hat. Was das Schmierige war, kann ich nicht genau sagen, reines Wasser ist kein Problem, das trocknet relativ gut. Wahrscheinlich war etwas Schlamm dabei. Aber es war definitiv KEIN gutes Erlebnis….

 

Laufen

kommen wir zum Haupteinsatzpunkt beider Schuhwerke – dem Laufen.

Auf Asphalt und ganz leichten Trails liebe ich meine KSO Evo – ganz dünne Sohle, ganz leichtes Obermaterial, den Schuh spürt man kaum.

Das Laufen in den Lunas gefällt mir nun nicht unbedingt besser als in den FiveFingers – der einzige Unterschied, den ich spüre ist, das der Fuß wesentlich freier und beweglicher ist, das Bodenfeedback aber schlechter ist.

Auch ist mir zwei- dreimal passiert, das ich mit der vorderen Kante der Sohle irgendwo hängen geblieben bin und fast gestolpert bin.

Hier ist mir die Sicherheit in meinen Spyridons im Gelände beim Laufen einfach lieber.

 

Winter

Über den Einsatz im Winter habe ich bei den Lunas noch keine Erfahrung. Hier wird es aber ähnlich wie bei den FiveFingern sein:

Laufen ist auch ohne Socken bei Schnee kein Problem. Der Fuß muss so viel arbeiten, das er keine Chance zum auskühlen hat. Wandern und Spazieren ist im Schnee mit beiden Modellen ein Problem, weil der Fuß sich hier zu wenig bewegt. Da empfehle ich Zehensocken (auch so ein Artikel, der schon lange in meinem Kopf herumschwirrt) oder die Feelmax .

 

Fazit

Überall dort, wo ich mich zu 100 % auf meinen Schuh verlassen muss (schwere Trails, schwere Wanderungen) ist der Spyridon meine erste Wahl.

Überall dort, wo ich viel gehe, mich viel bewege (und es “gesellschaftstauglich” ist), sind die Lunas meine erste Wahl

 

Wenn Du gerade vor der Überlegung stehst, dir einen Minimalschuh zu kaufen und vor der Wahl stehst, welchen Du kaufen sollst, kann ich leider keinen eindeutigen Ratschlag geben.

Preislich sind die Spyridon etwas billiger, vom Handling sicher auch einfacher (mir wurden die Lunas ja direkt in der Fabrik in Seattle höchst persönlich eingestellt)

Vom Freiheitsgefühl sind die Lunas unschlagbar

Aber geht der Trend nicht sowieso zum Zeit-Minimalschuh Zwinkerndes Smiley

4 Kommentare zu „Fivefinger oder Luna Sandals – Kampf der Minimalschuhe ?

  1. Schöner Vergleich. Die Leadville habe ich auch. Ein FF fehlt mir noch in meiner Sammlung, aber das kann nicht mehr lange dauern, bis ich auch damit mal meine Runden drehe.

  2. Hallo mal eine frage, auf der Vibram-Seite von Deutschland werden die Spyridions für 135 € angeboten die Lunas (Leadville) auf der deutschen Website für 115 €. Habe ich mich da total verguckt ?
    Ansonsten super Artikel der mir bei der Entscheidung Lunas auszuprobieren sehr geholfen hat.

  3. sehr schöner Bericht. Ich besitze ebenfalls den FF Spiridon und Luna (Oso). Bin sehr gerne mit den Luna unterwegs (Wandern), jedoch bei Nässe wird es schwierig, obwohl ich noch keinen derartigen Luna-Failure hatte wie du

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