Mein erster Ultra in Fivefingers

Mein erster Ultra in Fivefingers

Gestern habe ich das erste Mal die magische Marke von 41 km beim Laufen übersprungen – beim Scenic 55 beim Mozart 100 Lauf.

Natürlich in meinen Fivefingers. Und – kurz zusammengefasst – es war wesentlich weniger schlimm als befürchtet Zwinkerndes Smiley

 

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Aber der Reihe nach:

 

Warum beim Mozart 100 ?

Mozart 100 ist eine sehr gemütliche, familiäre Laufveranstaltung in Salzburg. Der Hauptbewerb ist der 100 km Lauf, der zwei Mal von Salzburg nach Fuschl und wieder retour führt.

Letztes Jahr bin ich den Scenic Light gelaufen – 27 km von Fuschl nach Salzburg. Und heuer den Scenic 55 – eine Runde von Salzburg über Fuschl retour.

Die Eckdaten:

55 km, 1.340 HM

 

Ein wirklich netter erster Ultra-Lauf. mit ca. 200 Starten beim 55er überschaubar, extrem gute Organisation mit guter Streckenmarkierung und vielen Streckenposten und – wichtig – alle 5 km eine Verpflegungsstation.

 

Der Lauf

Start war um 09:30 bei strömenden Regen, der uns die nächsten 2 Stunden beharrlich und tlw. sehr stark begleitet hat. Zum Aufwärmen geht es ca. 5 km eben die Salzach entlang und dann Richtung Berge.

Danach mit einem sanften Anstieg (großteils Laufbar) durch eine wunderschöne Klamm – landschaftlich ein Traum – bei strömenden Regen allerdings nicht ganz sooo schön Zwinkerndes Smiley

Danach – immer wieder unterbrochen durch kurze Stücke auf Straßen und Asphalt – teils wunderschöne Single-Trails durch den Wald. Natürlich voller Gatsch und Schlamm, rutschig, voller Wurzeln und Felsen. Also so, wie ich es gern hab Zwinkerndes Smiley

Wer allerdings wenig Erfahrung mit solchen Untergründen hat, sollte lieber ein paar Mal die Lainzer Tiergarten-Runde bei Regen Laufen, um das zu trainieren.

 

Neu für mich bei einem Rennen waren allerdings 2 “reißende” Flüsse, die die Laufstrecke gekreuzt haben. 1,5 Meter breit, das Wasser tlw. bis zu den Knie.

 

Hier haben die Fivefingers ihre Vorteile voll ausgespielt – die Spyridon haben eine sehr griffige Sohle, die Flexibilität des Fußbettes und die Möglichkeit, sich mit den Zehen “festzukrallen” haben mir immer absolute Sicherheit gegeben – sogar in schlammigen, steilen Anstiegen.Und die Nässe stört gar nicht, im Gegensatz zu den Mitläufern, deren Schuhe nach kurzer Zeit völlig durchnässt und um mind. 2 kg schwerer waren.

 

Auch wenn es nicht so klingt – die ersten 2 Stunden waren – trotz Regen – ein echter Genuß und eine Freude zu laufen.

 

Irgendwann – kurz vor dem Fuschl-See – hat der Regen dann aufgehört und es ist sogar kurz die Sonne hervorgekommen.

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An diesem Foto zeigt sich auch ein großer Unterschied zwischen einem Ultra-Lauf und “sonstigen” Wettkämpfen. Beim Ultra bleibt Zeit zum Fotografieren, hier fragen die Mitläufer, ob Sie ein Foto machen sollen, hier ist es ganz normal, beim Laufen angeregt zu plaudern und bei den Labestationen ein paar Minuten zu verweilen und zu essen…. Das ist die Stimmung, die mir sehr gut gefällt – jeder läuft hier gegen die Strecke und nicht gegen die anderen und jeder ist Sieger, der ins Ziel kommt.

 

2 km vor Fuschl – ca. bei km 28 – auf einem an sich schönen und leichten Streckenteil am See entlang – mein erstes (einziges) echtes Problem beim Lauf: Die Unterschenkel fangen an zu krampfen. Etwas, das ich bislang nicht gekannt habe und das auch nicht besser wird beim Gehen. Hat mich doch leicht verunsichert und verwirrt – wenn das schon bei km 28 auftritt, wie soll ich die 55 dann schaffen ?

Motiviert und vorangetrieben hat mich der Gedanke an meinen Zaubertrank, den ich einem Freund mitgegeben hatte, der in Fuschl startet und den er mir bei der Labestation hinterlegt hat. 0,5 Liter Red Bull, vermischt mit Chi-.Samen und Salz.

Das, gemeinsam mit 5 Minuten Pause und einigen Soletti haben mir neue Kraft für die zweite Hälfte gegeben.

 

Streckentechnisch ist die zweite Hälfte wesentlich einfacher als die erste. Es sind mehr Kilometer auf der Straße, zum Großteil relativ eben. Und so sind die nächsten 15 km relativ einfach und rasch, bei wechselnden Wetter, vorbeigegegangen. So einfach, das ich sogar die magische Grenze der 42 km nicht wirklich mitbekommen habe.

Km 45 – km 52 waren etwas mühsam…. Hier zeigt sich wieder die alte Weisheit, das die Läufe nur im Kopf stattfinden. Bei meinem ersten 10 km Lauf war es ab km 8 mühsam, beim ersten Halbmarathon ab 19 und beim Marathon ab 35. Und ich bin mir sicher, beim Wien Rundumadum mit 150 km kommt das noch später. Zur Motivation nicht wirklich beigetragen haben all die sehr motivierten Streckenposten, die uns zwar massiv angefeuert haben, aber alle gemeint haben: “Jetzt gehts nur noch bergab” – kurz bevor wieder eine Steigung vor Dir gelegen ist Zwinkerndes Smiley

 

Aber auch die Strecke ist – mit Hilfe eines zweiten Zaubertranks, den ich im Rucksack mithatte – vorüber gegangen.

 

Bei km 52 dann die letzte Herausforderung – der Kapuzinerberg. Ein Anstieg von ca. 200 Meter, über verwaschene Holzstiegen. Hinauf ist es noch halbwegs irgendwie gegangen – langsam, Schritt für Schritt. Hinunter war für mich dann echt die Hölle. Fast keine Stiegen, tlw. richtig steile Straßen, haben mich echt an den Rand meiner Kräfte gebracht. Die letzten Meter bergab führen über schöne Stiegen – hier war dann alles vergessen. Hier habe ich gewußt, das es geschafft ist, vorbei ist. Die Stiegen runter, der Weg durch die Altstadt, alle Schmerzen weg, alle Zweifel weg – hier habe ich gewußt: Ja – Du hast es geschafft ! Deine ersten 55 km !

 

Chi-Running

Für mich der Hauptgrund, warum ich diesen Lauf beenden konnte, ist sicher das Chi-Running. Die Ausbildung in London zum Chi-Running Trainer hat mir sehr weitergeholfen, hat viele Puzzleteile zusammengesetzt und meinen Laufstil verbessert. Den ganzen Lauf hindurch hatte ich die Stimmen meiner Lauf-Kollegen vom Chi-Running Kurs im Kopf (“Check your Column”, “Focus at your dantien”, “Back, relax”…), nach jedem Gehstück bin ich stehen geblieben, habe mich in die richtige Position gebracht und bin dann konzentriert weitergelaufen.

Ohne dem hätte ich bei meinem Trainings-Zustand so einen Lauf nicht geschafft (Trainingsläufe 2015: Jänner: 50 km, Feb: 21km, März: 60 km, April 91 km, Mai 13 (!) km, Juni: ca. 10 km – Distanzen, die ich früher pro Woche gelaufen bin……)

 

Fivefingers

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Die Spyridon waren die perfekte Wahl für diesen Lauf.  Die Sohle sehr griffig, der Schuh extrem angenehm zu tragen, die Feuchtigkeit Nässe überhaupt kein Problem, keine Blasen, keine Abschürfungen. Eine Frage, die ich immer wieder gestellt bekomme (zuletzt von einem der letzten Streckenposten, kurz vor den letzten Stiegen am Kapuzinerberg): “Hast Du keine Schmerzen ?” Nein und Ja. Natürlich spüre ich 55 km in den Füßen. Natürlich fühlen sich Füße, die 55 km massiv gearbeitet haben, sich über Wurzeln und Steine gebogen haben, über Schotterwege jeden Stein gespürt haben, nach 55 km nicht mehr ganz frisch an. Und auch heute – 12 Stunden danach – spüre ich die Füße noch deutlich. Aber Schmerzen ? Nein.

 

Technik

Die Technik hat mich bei diesem Lauf ziemlich im Stich gelassen. Meine GoPro – obwohl am Vorabend aufgeladen – hat sich nicht einschalten lassen (daher keine Fotos), meine neue Garmin Fenix 3 (ausführlicher Testbericht folgt) hat irgendwie 1 Stunde und 10 km “verloren” auf der Strecke und mein Handy hat – trotz Zusatzakku – nach 6:47 den Geist aufgegeben. Wirklich gestört hat mich allerdings nur die GoPro, weil tlw. echt geniale Gegenden beim Lauf waren, die ich gerne fotografiert hätte. Die Garmin hat mir sehr brav den Weg gewiesen und der Rest war mir in Wahrheit egal…

 

Fazit

Hat Spaß gemacht. Hoher Wiederholungsfaktor.

Mal sehen, wie der Rundumadum wird….

8 Kommentare zu „Mein erster Ultra in Fivefingers

    • Ist ganz einfach:
      Eine Dose RedBull in ein Gefäß, so lange umrühren bis die Kohlensäure weg ist (muss nicht sein, macht die Sache aber einfacher) Dann 3-4 Esslöffel ChiaSamen reingeben und ziehen lassen – wenn die richtig aufgequollen sind, 1 Teelöffel Salz reingeben – es muss richtig salzig schmecken. Gibst Du das Salz in das Red Bull, bevor die ChiaSamen aufgequollen sind, ist meiner Erfahrung, das die ChiaSamen das Salz „aufsaugen“ und dann wirklich grausig schmecken 😉 Alle Angaben sind rein gefühlsmässig von mir – ich würde vor dem ersten „Echteinsatz“ eine Probe empfehlen und mit ChiaSamen und Salz langsam beginnen… Viel Spaß damit

  1. Hallo Christian,

    wenn auch etwas verspätet…
    Glückwunsch und meinen Respekt vor deiner Leistung!

    Vielen Dank das du uns durch diesen Bericht daran teil haben lässt.

    Viele Grüße
    Jörg

  2. Hallo Christian, gratuliere zu deinem ersten erfolgreichen Ultra! Freut mich zu lesen, dass es dir trotz der schlechten Wetterbedingungen so gut gegangen ist.

    Bei mir ist die erste Runde trotz Dauerregen (45km 1200 Höhenmeter) ganz gut gelaufen und konnte nach 5 Stunden schon in die zweite Runde starten, bin aber dann bei dem langen Anstieg durch die Glasenbachklamm zur Schwaitlalm und weiter nach Koppl – durchnässt wie ich war – ziemlich ausgekühlt und hab dann bei Kilometer 55 entschieden es sein zu lassen.
    Ich war dann schon um 13:00 wieder im Zielbereich und hab mich dann auch gleich auf mein Fahrrad geschwungen, um nach Hause und unter eine warme Dusche zu kommen. Wirklich schade, dass wir uns nicht getroffen haben. Aber ich habe einen Blick auf „Wien Rundumadum“ geworfen, vielleicht treffen wir uns ja dort 😉 Bis dahin wünsch ich dir alles Gute!

    Schöne Grüße aus Salzburg
    Martin

    • Martin, gratuliere trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – es ist auch eine Leistung, zu wissen, wann es zu viel ist. Und es war wirklich kalt und nass ..

      Und freu mich schon, dich bei Wien Rundumadum zu sehen – du wirst den Lauf lieben, die Strecke ist geil ! (Aber Achtung: Nur die 130er, die halbe Sache ist nicht super…)
      lg
      Christian

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