Warum der Mensch lange läuft

Ich beschäftige mich nun schon länger mit dem Laufen – insbesonders mit der Frage, warum wir Laufen und warum der menschliche Körper optimal für das Laufen gebaut ist.

Und sehr viele Quellen zeigen das gleiche Ergebnis: Der menschliche Körper ist optimal gebaut für lange, ausdauernde Läufe.

Und hierfür gibt es einige Gründe:

Schwitzen

Fangen wir mit dem Schwitzen an. Jedes Lebewesen produziert Hitze, wenn es sich laufend fortbewegt. Die meisten Säugetiere kühlen ihren Körper hauptsächlich über die Zunge ab, durch Hecheln.

Was auch am Fell liegt, auf dem Schweiß nicht so gut verdampft und den Körper kühlt. Bei langsamerer Fortbewegung ist das kein Problem, sobald ein Vierbeiner aber anfängt zu galoppieren, drücken die Eingeweide gegen das Zwerchfell und das Tier kann nicht mehr hecheln.

Der Mensch hat eine nackte Haut und am ganzen Körper Schweißdrüsen – durchschnittlich 2-5 Millionen. Damit ist er in der Lage, die Hitze beim Laufen optimal über den ganzen Körper zu “verdampfen” und so den Körper zu kühlen.

So die Aussagen in div. Büchern und Videos zu dem Thema – klingt gut, wenn ich hier ein wenig kritisch bin, kann ich dem nur bedingt zustimmen…. Ein Pferd hechelt nicht, sondern schwitzt. Und ist ein ebenso ausdauernder Läufer. Huskies laufen länger und schneller als der Mensch. Aber grundsätzlich widerspricht das ja nicht der Grundaussage, das durch unsere fell-lose Haut und die vielen Schweißdrüsen unser Körper optimal für das Laufen geeignet ist.

Körperbau

je länger ich mich mit dem menschlichen Körper in Bezug auf das Laufen beschäftige, umso faszinierter bin ich.

Hört man Wissenschaftlern wie Biologen, Evolutionsforscher, Sportwissenschaftlern, Statikern usw. zu, drängt sich der Gedanke immer stärker auf, das unser Körper nur für das Laufen “entwickelt” wurde.

Von den Füßen bis zum Kopf.

Fangen wir ganz unten an – bei den Zehen.

Wir haben relativ kurze Zehen – besonders im Vergleich zu Affen.

Lange Zehen sind sehr praktisch, wenn ich in Bäumen leben, stören auch nicht beim Gehen. Beim Laufen würden die langen Zehen allerding durch die einwirkenden Drehkräfte brechen.

Beim Laufen haben die Zehen mehrere wichtige Funktionen.

Einerseits spannen die Zehen das Fußgewölbe vor dem “Aufprall” – schön zu sehen bei Zeitlupenaufnahmen.

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Andererseits verbreitern sie den Fuß und geben damit mehr Stabilität.

Im Gelände erlauben sie mehr Gefühl für den Boden und greifen in den Untergrund

Ich merke an meinen Zehen eine deutliche Veränderung, seitdem ich keine “normalen” Schuhe mehr trage, sondern meine Schuhe – im Alltag und beim Laufen – meinen Zehen viel Platz geben.

Mein Fuß ist vorne breiter geworden und der Abstand zwischen den Zehen weiter.

Gehen wir weiter zum Fußgewölbe

Das Fußgewölbe dient als Feder beim Laufen – 17 % der mechanischen Energie wird durch das Fußgewölbe gespeichert und wieder freigesetzt.

D.h. ein Großteil der Energie, die beim Aufprall entsteht, wird dort gespeichert und wieder abgegeben.

Die Achillessehne ist ebenfalls eine erstaunliche Feder

Sie ist die größte Feder im Körper. Sie speichert 35 % der mechanischen Energie beim Laufen

Diese Federn sind passive Elemente, das Speichern und freigeben der Energie kostet keine Kraft.

Ein weiterer Faktor ist der Gluteus Maximus

– der größte Muskel im Körper und oft auch sehr hübsch anzusehen Zwinkerndes Smiley (für alle, die nicht wissen, was gemeint ist: Ist quasi der Muskel vom Hintern (Mediziner mögen mir diese Ungenauigkeit verzeihen)

Legt man beim Gehen die Hand auf seinen Hintern, spürt man wenig bis nichts – beim Laufen wird dieser Muskel allerdings massiv angespannt und genutzt.

Das ist der Muskel der beim Laufen die Hauptarbeit übernimmt. Bei Primaten ist dieser Muskel übrigens wesentlich kleiner…

Wichtig auch die Schultern

Jedes Mal, wenn der Fuß auf den Boden aufkommt, würde unser Kopf (der immerhin ca. 9 kg wiegt), nach vorne fallen. Wir haben ein spezielles Nackenband, das die Schultern mit dem Kopf verbindet. Sobald der Kopf nach vorne fällt, geht die Schulter nach unten und stabilisiert den Kopf. Ausserdem bilden die Arme das natürliche Gegenpendel zu den Füßen, d.h. geht der Fuß nach vorne, geht der gegenüberliegende Arm nach hinten und balanciert die Bewegung aus.

Deswegen ist es sehr wichtig, das der Körper entspannt und beweglich beim Laufen ist – Laufen ist eine Rotationsbewegung, bei der die Beine, Arme, das Becken und die Schultern rund um die Wirbelsäule frei rotieren…

Über die Ernährung und die Gründe, warum wir heute keine perfekten Läufer mehr sind, schreibe ich in den nächsten Blogartikel.

Zur Nachlese, 2 Videos:

 

und auf Arte eine super Dokumentation:

(Keine Ahnung, wie lange die dort zum Nachsehen ist)

http://www.arte.tv/guide/de/046962-000/die-geheimnisse-des-perfekten-laeufers

 

Viel Spaß damit

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